Montag, 7. November 2011

Osaka


Da ich gerade in einem Zug sitze und etwas Zeit übrig hatte, kann ich endlich einmal anfangen, über das zu berichten was ich so alles in Japan erlebt habe.

Unser ursprünglicher Plan war es, meinen Geburtstag auf eine besondere Weise zu feiern, und da zu dem Zeitpunkt noch keine Zwischenprüfungen anstanden, konnten wir uns noch ein paar weitere Tage freinehmen als nur das eigentlich Wochenende, sodass ich letztendlich von Mittwoch bis Dienstag unterwegs war. Die erste Nacht verbrachten wir in Osaka sowie den ersten Tag, abends sind wir dann weiter nach Kyoto gefahren. Dort haben wir bis Dienstag übernachtet, dann mussten wir auch schon wieder zurück.

Osaka, der erste Abend:

Wir sind mit einigermaßen gemischten Gefühlen nach Osaka gegangen, weil wir eigentlich von sehr vielen Leuten gehört haben, dass Osaka vor allem Stadt ist und nicht unbedingt kulturell herausragende Sehenswürdigkeiten bietet. Das stimmt auch in gewisser Hinsicht schon, trotzdem habe ich mich dort wohl gefühlt. Wir hatten ein fantastisches Hostel im Norden der Stadt, in einem schönen kleinen Viertel, das sich nicht so sehr nach Großstadt anfühlte und traditioneller wirkte. Da wir abends relativ spät angekommen sind, waren unsere Möglichkeiten etwas begrenzt.

Wir sind dann nach Umeda gefahren, dort gibt es einen Turm (dessen Namen ich leider vergessen habe), von dem aus man eine wunderbare Aussicht über die Stadt hat. Die Bauweise ist spannend, eigentlich sind es nämlich 2 Türme, die mit einem „Schiff“ verbunden sind. Zuerst nimmt man einen Glasaufzug und danach dann eine Rolltreppe, die sehr lange ist. Ober gibt es dann eine Terrasse, auf der man einmal umherlaufen kann. Das Stadtbild Osakas wirkt ganz anders als das Taiwans. Das wird sicherlich auch an der Höhe liegen, Taipei 101 ist ja bekanntermaßen sehr hoch. Dieser Umeda Turm jedoch ragte gerade ausreichend über die meisten Gebäude heraus, um eine gute Aussicht zu ermöglichen. Die Stadt selber sieht nachts auch besser aus, aber das liegt nur daran, dass es mehr Lichter gibt als in Taipeh. Taipeh hat sehr viele Grünflächen und Parks, einen relativ dunkeln Fluss und auch keine Dauerbeleuchtung der Bürogebäude. Generell find ich das so auch besser. Japan hat sowieso ein echtes Energieproblem, und dabei spreche ich nicht nur von der bekannten Fukushimakatastrophe sondern generell von Japans Energiebedarf. Mittlerweile gibt es einige staatliche Kampagnen, die einen legeren Kleidungsstil bei der Arbeit vorschlagen (also dünnere Anzüge, weniger Kravatten etc), weil die meisten Japaner die Klimaanlagen in ihren Anzügen unglaublich beanspruchen. Ich hatte allerdings nicht den Eindruck, dass das sonderlich gut funktioniert hätte. Ich habe mich mit meiner bequemen Reisekleidung meist sehr deplatziert gefühlt. Egal wo man ist, jeder scheint wahnsinnig teuer und schick angezogen zu sein.





Nach der Aussichtsfahrt sind wir in eine Karaokebar nahe unseres Hostels gegangen, die man uns auch empfohlen hatte. Der größte Vorteil war sicherlich, dass wir uns keine Gedanken um den Heimweg machen mussten, es waren gerade einmal 7 Minuten zu Fuß. Hier in Taipeh ist das Nachhausekommen meist sehr günstig, so ca. 4-5 Euro. Da MRT und Busse gegen 12 aufhören zu fahren, läuft es in Taipeh auch immer auf ein Taxi hinaus. Die kann man sich in Japan aber nicht leisten, wir haben es auch gar nicht erst probiert. Allein der Flughafenshuttelbus, der ca. eine Stunde fährt, kostete schon 26 Euro. In Taipeh sind das gerade einmal 3- ein Taxi zu nehmen, und sei es auch nur für 10 Minuten, hätte sicherlich 30 Euro gekostet. Aber da wir uns das schon vorher gedacht hatten, lagen unsere zwei Hostels immer im Zentrum oder zumindest in einer Umgebung, die alles anbietet was man benötigt. Zurück zur Karaokebar: Die gibt es natürlich auch in Taipeh, allerdings ist es etwas ganz anderes, im Ursprungsland der Karaoke singen zu gehen. Zwei Dinge braucht man: Geld und Alkohol, die beiden hängen untrennbar zusammen. Es gibt ein paar Vorteile im Vergleich zu Taipeh: Die Anzahl der englischen Lieder ist beträchtlich höher, sodass man stundenlang singen kann, ohne raten zu müssen. Dazu kommt noch, dass Alkohol ausgeschenkt wird. Zumindest bei der Karaokebar bei mir um die Ecke gibt es das nicht. Ich fand es dazu auch noch klasse, dass keiner von uns singen konnte! Das nimmt den Druck, und zusammen mit dem Alkohol wird daraus schnell ein extrem lustiger Abend. Besonders Raoul hat Feuer gefangen, davon kriegen wir ihn sicherlich nicht so schnell wieder weg.



Osaka Tag:

Im Tageslicht ist Osaka wirklich nicht sonderlich attraktiv, wenn man einmal von der wunderbaren Parkanlage rund um die Osaka Burg absieht. Obwohl diese Burg eine Nachbildung ist, hat sie mir gut gefallen. Hoch über der Stadt gelegen, ist sie das Zentrum der Schulklassenausflüge. Die Kinder in Japan sind sehr offen und fröhlich, laufen auf einen zu, wollen Fotos etc. Ich weiß nicht warum, aber in Taipeh sind die Kinder doch etwas zurückhaltender. Für uns war das also eine neue Erfahrung. Die eigentliche Burg, zumindest das wofür sie steht, ist auch sehr ansehnlich. Für mich als Asienwissenschaftlerin war es schon klasse, ich konnte mit den kurzen Erläuterungen eigentlich immer etwas anfangen. Die Burg wurde von Toyotomi Hideyoshi gebaut und von seinem Nachfolger Tokugawa Yeyasu plattgemacht. Pech, denn danach wurde Tokyo Hauptstadt. Da ich eine schreckliche Besserwisserin bin, rutschte ich dann auch automatisch in die Rolle der Fremdenführerin.
Da wir mit dem Wetter so ein großes Glück hatten und das Himeiji Castle unter Rekonstruktion stand, ließen wir uns bei der Burg sehr viel Zeit. Anschließend sind wir dann direkt nach Kyoto weitergefahren.