Da ich gerade in einem Zug sitze und etwas Zeit übrig hatte,
kann ich endlich einmal anfangen, über das zu berichten was ich so alles in
Japan erlebt habe.
Unser ursprünglicher Plan war es, meinen Geburtstag auf eine
besondere Weise zu feiern, und da zu dem Zeitpunkt noch keine Zwischenprüfungen
anstanden, konnten wir uns noch ein paar weitere Tage freinehmen als nur das
eigentlich Wochenende, sodass ich letztendlich von Mittwoch bis Dienstag
unterwegs war. Die erste Nacht verbrachten wir in Osaka sowie den ersten Tag,
abends sind wir dann weiter nach Kyoto gefahren. Dort haben wir bis Dienstag
übernachtet, dann mussten wir auch schon wieder zurück.
Osaka, der erste Abend:
Wir sind mit einigermaßen gemischten Gefühlen nach Osaka
gegangen, weil wir eigentlich von sehr vielen Leuten gehört haben, dass Osaka
vor allem Stadt ist und nicht unbedingt kulturell herausragende
Sehenswürdigkeiten bietet. Das stimmt auch in gewisser Hinsicht schon, trotzdem
habe ich mich dort wohl gefühlt. Wir hatten ein fantastisches Hostel im Norden
der Stadt, in einem schönen kleinen Viertel, das sich nicht so sehr nach
Großstadt anfühlte und traditioneller wirkte. Da wir abends relativ spät
angekommen sind, waren unsere Möglichkeiten etwas begrenzt.
Wir sind dann nach Umeda gefahren, dort gibt es einen Turm
(dessen Namen ich leider vergessen habe), von dem aus man eine wunderbare
Aussicht über die Stadt hat. Die Bauweise ist spannend, eigentlich sind es nämlich
2 Türme, die mit einem „Schiff“ verbunden sind. Zuerst nimmt man einen
Glasaufzug und danach dann eine Rolltreppe, die sehr lange ist. Ober gibt es
dann eine Terrasse, auf der man einmal umherlaufen kann. Das Stadtbild Osakas
wirkt ganz anders als das Taiwans. Das wird sicherlich auch an der Höhe liegen,
Taipei 101 ist ja bekanntermaßen sehr hoch. Dieser Umeda Turm jedoch ragte
gerade ausreichend über die meisten Gebäude heraus, um eine gute Aussicht zu
ermöglichen. Die Stadt selber sieht nachts auch besser aus, aber das liegt nur
daran, dass es mehr Lichter gibt als in Taipeh. Taipeh hat sehr viele
Grünflächen und Parks, einen relativ dunkeln Fluss und auch keine
Dauerbeleuchtung der Bürogebäude. Generell find ich das so auch besser. Japan
hat sowieso ein echtes Energieproblem, und dabei spreche ich nicht nur von der
bekannten Fukushimakatastrophe sondern generell von Japans Energiebedarf.
Mittlerweile gibt es einige staatliche Kampagnen, die einen legeren
Kleidungsstil bei der Arbeit vorschlagen (also dünnere Anzüge, weniger
Kravatten etc), weil die meisten Japaner die Klimaanlagen in ihren Anzügen
unglaublich beanspruchen. Ich hatte allerdings nicht den Eindruck, dass das
sonderlich gut funktioniert hätte. Ich habe mich mit meiner bequemen
Reisekleidung meist sehr deplatziert gefühlt. Egal wo man ist, jeder scheint
wahnsinnig teuer und schick angezogen zu sein.
Nach der Aussichtsfahrt sind wir in eine Karaokebar nahe
unseres Hostels gegangen, die man uns auch empfohlen hatte. Der größte Vorteil
war sicherlich, dass wir uns keine Gedanken um den Heimweg machen mussten, es
waren gerade einmal 7 Minuten zu Fuß. Hier in Taipeh ist das Nachhausekommen
meist sehr günstig, so ca. 4-5 Euro. Da MRT und Busse gegen 12 aufhören zu fahren,
läuft es in Taipeh auch immer auf ein Taxi hinaus. Die kann man sich in Japan
aber nicht leisten, wir haben es auch gar nicht erst probiert. Allein der
Flughafenshuttelbus, der ca. eine Stunde fährt, kostete schon 26 Euro. In
Taipeh sind das gerade einmal 3- ein Taxi zu nehmen, und sei es auch nur für 10
Minuten, hätte sicherlich 30 Euro gekostet. Aber da wir uns das schon vorher
gedacht hatten, lagen unsere zwei Hostels immer im Zentrum oder zumindest in
einer Umgebung, die alles anbietet was man benötigt. Zurück zur Karaokebar: Die
gibt es natürlich auch in Taipeh, allerdings ist es etwas ganz anderes, im
Ursprungsland der Karaoke singen zu gehen. Zwei Dinge braucht man: Geld und
Alkohol, die beiden hängen untrennbar zusammen. Es gibt ein paar Vorteile im
Vergleich zu Taipeh: Die Anzahl der englischen Lieder ist beträchtlich höher,
sodass man stundenlang singen kann, ohne raten zu müssen. Dazu kommt noch, dass
Alkohol ausgeschenkt wird. Zumindest bei der Karaokebar bei mir um die Ecke
gibt es das nicht. Ich fand es dazu auch noch klasse, dass keiner von uns
singen konnte! Das nimmt den Druck, und zusammen mit dem Alkohol wird daraus
schnell ein extrem lustiger Abend. Besonders Raoul hat Feuer gefangen, davon
kriegen wir ihn sicherlich nicht so schnell wieder weg.
Osaka Tag:
Im Tageslicht ist Osaka wirklich nicht sonderlich attraktiv,
wenn man einmal von der wunderbaren Parkanlage rund um die Osaka Burg absieht.
Obwohl diese Burg eine Nachbildung ist, hat sie mir gut gefallen. Hoch über der
Stadt gelegen, ist sie das Zentrum der Schulklassenausflüge. Die Kinder in
Japan sind sehr offen und fröhlich, laufen auf einen zu, wollen Fotos etc. Ich
weiß nicht warum, aber in Taipeh sind die Kinder doch etwas zurückhaltender.
Für uns war das also eine neue Erfahrung. Die eigentliche Burg, zumindest das
wofür sie steht, ist auch sehr ansehnlich. Für mich als Asienwissenschaftlerin
war es schon klasse, ich konnte mit den kurzen Erläuterungen eigentlich immer
etwas anfangen. Die Burg wurde von Toyotomi Hideyoshi gebaut und von seinem
Nachfolger Tokugawa Yeyasu plattgemacht. Pech, denn danach wurde Tokyo
Hauptstadt. Da ich eine schreckliche Besserwisserin bin, rutschte ich dann auch
automatisch in die Rolle der Fremdenführerin.
Da wir mit dem Wetter so ein großes Glück hatten und das
Himeiji Castle unter Rekonstruktion stand, ließen wir uns bei der Burg sehr
viel Zeit. Anschließend sind wir dann direkt nach Kyoto weitergefahren.