Donnerstag, 11. August 2011

Minderheiten Zirkus

Tja, die letzte Woche hatte es schon in sich, das muss ich sagen. Der Unterricht ist weiterhin ansprechend und hart, ich habe bislang schon 80 Vokabeln gelernt, und diese Woche kommen noch weitere 80 Vokabeln dazu. Wenn man mal die Zeit zusammenrechnet, komme ich auf ca. 6 Stunden effektive Arbeit an meinen Chinesisch- Künsten! Dementsprechend bleibt mir auch für fast nichts anderes Zeit übrig, gerade wenn die Kulturstunden dazukommen, wird es schon recht eng mit dem Tag! Das Textbuch liebe ich: Es ist für die mündliche Konversation gemacht, die Lektionen sind knapp aber thematisch sehr ansprechend. Endlich lerne ich sinnvolle Vokabeln, wie Toilettenpapier oder Zahnbürste oder auch nur ein paar verschiedene Speisen!
Die Kulturstunden sind leider bislang noch ein wenig langweilig, auch wenn die Themen an und für sich interessant sind. Wie ich schon berichtet haben, gab es eine Menge Statistiken zur Bevölkerung, zur Immigrantenlage etc.

Eine Stunde war jedoch etwas anders als die anderen, die ging dann nämlich über die Eingeborenenstämme Taiwans. Offiziell anerkannt sind ganze 14 Stämme, die mit ihrer eigenen Kultur und Sprache aufwarten können. Andere Stämme sind zur Zeit quasi noch im Prüfverfahren, sodass sich die Anzahl sicher noch erhöhen wird. Das einzige, was diese Stämme wohl gemein haben, ist die Zugehörigkeit zur Austronesischen Völkergruppe, die sich ja bis zu den Osterinseln und auch Madagaskar verbreitet haben. Nach dem Dozenten gibt es sogar einige renommierte Forscher, die der Meinung sind, dass die austronesischen Völkergruppen ihren Ursprung in Taiwan haben.
Wurden diese Stämme während der Qingdynastie oder der japanischen Kolonialzeit von 1895-1945 meist unterdrückt, genießen sie heute einen besonderen Schutz, der sich in vielfältiger Weise äußert. Zum einen dürfen sie, gemäß einer UN Verordnung, in Schulen ihre eigenen Sprachen lernen und zum anderen als Touristenattraktion herhalten. Wie ich darauf komme? Nun, wir waren am Samstag während eines leider etwas enttäuschenden 3- Tages- Ausflug in einem Themenpark. Ich bin eigentlich davon ausgegangen, dass dieser Themenpark dem Freilichtmuseum Kommern ähnelt, tatsächlich jedoch war es ein Freizeitpark mit Achterbahn und Freefalltower im Aboriginal Style. Das soll heißen, dass weiter unten im Tal eine Vergnügungsinsel war und weiter oben ins bergige Gelände hinein Showbühnen waren, auf denen "traditionelle Stammesrituale" gezeigt wurden. Da läuft wirklich die Touristenmaschine, doch irgendwie scheinen Taiwanesen daran Gefallen zu finden, denn die Bänke waren voll und die Zuschauer applaudierten begeistert. Für mich war es jedoch nur wieder eine Demonstration, dass Touristenmaschen, seien sie nun in Bulgarien mit einem Zigeunerspektakel, in Hawai mit einer Hawaikette oder wie jetzt hier in Taiwan, überall ähnlich künstlich sind. Die Show bestand größtenteils aus Hin- und Her- Gehüpfe mit lauter Musik aus den Lautsprecherboxen. Sicherlich sehr authentisch! Vor allem, weil sich die Ayutal umzogen und dann als Ami wieder auf eine andere Bühne traten...
Das war also schon mal ein Teil des Minderheitenzirkusses (?)

Tanz auf der Bühne

Belustigung der Publikums!


Was hat mich also noch dazu bewogen, diesem Eintrag den Titel zu geben.... nun, eine Pressekonferenz in Lugang, auf der wir uns auf einmal befanden. Eigentlich ist Lugang ein hübsches Städtchen, in das ich sicher noch einmal fahren werde, da ich nämlich am Wochenende meine gute Kamera vergessen habe. Wir sind dort von einer Dame geführt worden, die uns einen alten Tempel und ein altes Haus zeigte, beides sehr schön und informativ.






Jocelyne et moi =)

An-an, unser student- host

Genau lesen!

Das Mittagessen jedoch war eine schreckliche, peinliche Selbstinszenierung der Stadt, die damit ihren Tourismus ankurbeln möchte. Nicht nur von der National Taiwan University waren zwei Busladungen da (also wir), sondern auch noch von fast allen größeren Unis aus Taiwan. Voll beladen mit Ausländern, die alle nach Lugang kommen, um Lugang zu feiern (und nicht etwa, weil sie auch nur ansatzweise eine Ahnung gehabt hätten, was in Lugang so alles auf einen zukommt...) Witzigerweise habe ich da auch meinen stummen Nachbarn aus dem Flugzeug wiedergesehen... er scheint in Taitung auf eine Uni zu gehen, aber wie schon im Flugzeug haben wir nicht miteinander kommuniziert.
Das beste war jedoch, als die Veranstalter aus jedem vertretenem Land einen Studenten antanzen ließen, um  sie mit einer Fahne des eigenen Landes in der Hand auf die Bühne gehen zu lassen und die Fahne dann an eine Art Pinnwand mit Lugang- Slogan zu kleben. Das Fernsehen und die Presse hatte da ein paar tolle Bilder, soo viele Ausländer kommen, um Lugang zu feiern... . Wenn wir nicht über 3 Stunden in dieser dämlichen Halle gewesen wären, in der früher wohl Reis angebaut wurde, wäre es schon fast witzig gewesen. So aber haben wir uns die Zeit totschlagen müssen. Ich habe an einem der grandiosen Workshops teilgenommen- ich durfte einen Holzbilderrahmen in Helicopterform mit bunten Glasperlen bekleben. Grandios! Was man der NTU zugute halten muss ist die Tatsache, dass sie vorher nicht ahnen konnten, was das dort für eine Veranstaltung war. Unsere Gastgeber waren genauso genervt und gelangweilt wie wir... In diesem Fall waren also wir Ausländer der Minderheiten Zirkus!

Zeremonie der Fahnenanpappung


3. Punkt der Minderheiten: Indianer. Ich werde diesen Teil jetzt nicht wirklich ausführen, aber soviel sei gesagt: Ich bin mit einem Indianer aus unserer Gruppe in einer Bar gewesen, in der man Hunde mithilfe von Stäbchen mit Bacon füttert. Minderheit + Zirkus, et voila!



Das beste an dem Wochenende war allerdings sicherlich die Bootstour über den Sonne- Mond- See, der wirklich groß und schön ist. Viel gibt es nicht zu sagen, wir saßen auf einem Boot, haben den Wind genossen und die Landschaft betrachtet.





Die Woche war ansonsten sehr ereignislos, Lernen Lernen Lernen!


Bis die Tage!

1 Kommentar:

  1. ohaa~ eine hundefütterbar OO Echt interessant was du dort entdeckst und erlebst ;D
    Nachdem ich nun von einigen gehört habe, dass sie paar Startschwierigkeiten hatten, bin ich froh zu lesen, dass es dir in Taiwan gut geht und du voller Tatendrang das Land erkundest ^^
    hoffe die Voks erschlagen dich nicht~

    AntwortenLöschen